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Es ist kaum zu glauben wie DAS in Neuseeland so schnell passieren konnte, aber es ist wirklich wahr: Wir sind nun zu dritt auf unserer Reise über die Nord- und Südinsel.

Um euch nicht zu sehr auf die Folter zu spannen: hier geht‘s jetzt nicht um Nachwuchs oder einen dritten Mitreisenden, sondern um unseren neuen 4-rädrigen Weggefährten „Paru“ (パル ). Das ist japanisch und bedeutet „Kumpel” (sagt zumindest „google translate“). Paru ist seit einer guten Woche in unserem Besitz und ein Honda Odyssey, Baujahr 2000. Er kam 2009 aus Japan nach Neuseeland und leistet seitdem treue Backpacker-/Camper-/Traveller-Dienste. Er hat unser Herz durch seine unauffällige Eleganz und sein zeitloses Design sofort erobert 🙂 .

Erscheinungsbild

Außen und innen ist Paru in einem schlichten Sandgrau gehalten: Metallicschimmer außen und Plüschdekor innen. Zudem wurde er von einem seiner Vorbesitzer (wie viele er genau hatte, wissen wir nicht so genau) mit einem bequemen Bett und dezent schwarzen Vorhängen ausgestattet und ist damit für unsere Campingabenteuer bestens geeignet! Das Bett lässt sich vom Kofferraum aus hochklappen und Parus „Bauch” bietet dadurch viel Platz für allerlei Campinggedöns inkl. Essen. Die beiden hinteren Sitze wurden entfernt und unterhalb des Bettes kann man eine MENGE Zeug (Gepäck, Klappstühle, Fotoequipment, …) sicher verstauen. Paru bringt durch die japanischen Hinweise auf verschiedenen Knöpfen und einen TV Monitor (!!!) – der leider nicht funktioniert, bzw. für uns unverständliches japanisch anzeigt, eine besondere fernöstliche Exotik mit. Er ist innen tatsächlich geräumiger als es auf den ersten Blick aussieht:

Kaufhistorie

Wir haben Paru auf einem Automarkt in Auckland von einem Pärchen aus dem Saarland (gerne mal melden, falls ihr das lest) abgekauft und alles in Allem einen guten Deal gemacht. Der nette Honda von nebenan stach sowohl Olli als auch mir, mit seinem für sein Alter überdurchschnittlich guten Erscheinungsbild zwischen den vielen sehr abgerockten und unverschämt teuren Vans und Kombis sofort ins Auge!
Nach genauerer Untersuchung (wir hatten vorab eine Checkliste gemacht, worauf man so achten muss und was am Gebrauchtwagen zu prüfen ist), einer Probefahrt und einem langen Check durch einen ansässigen Mechaniker- war es klar: Paru wird unser Campervan für Neuseeland!

Da war es auch irgendwie egal, dass das Türschloss auf der Fahrerseite defekt ist und der Zündschlüssel etwas schwer zu drehen ist… Dieser Wagen muss es einfach sein! Wir haben ein gutes Gefühl und den Preis konnten wir auch noch deutlich runterhandeln, da nach dem Mechaniker-Check an Paru einige Reparaturen zu erledigen sein sollten.

So. Autokauf per Handschlag besiegelt, Kohle per PayPal überwiesen und Olli und ich saßen ziemlich stolz auf die ganze Aktion, in unserem ersten eigenen Auto!

Erste Fahrversuche und kleine Hindernisse

Dann also erstmal los durch den Verkehr in Auckland zu unserer Unterkunft und natürlich so schnell es geht eine Werkstatt finden, die Parus Kinderkrankheiten beseitigt. War leichter gesagt als getan, denn erstens hat uns der Linksverkehr am Anfang echt völlig verwirrt und zweitens hatten wir den neuseeländischen Waitangi-Day vergessen. Ein Nationalfeiertag an dem alles geschlossen ist… Schöner Mist! Da hatten wir uns schon so sehr gefreut endlich raus aus Auckland zu kommen (ist eine echt schöne Stadt, aber nach 5 Tagen gab es da nicht mehr viel zu sehen – im Vergleich zur Natur die draußen auf uns wartet!) und dann kommt uns dieser Feiertag in die Quere. Aber da wir die Reise ja auch machen, um uns von der Planungs- und Organisationswut die uns beide manchmal überfällt etwas locker zu machen, haben wir einfach zur Besänftigung ein schönes Hostel in Parnell (netter Stadtteil von Auckland) gebucht und den Feiertag mit im Park abhängen und spazieren gehen verbracht.

Am nächsten Tag konnten wir Paru dann endlich in die Werkstatt bringen, unsere Versicherung abschließen (kann man hier beim neuseeländischen ADAC machen) und ein paar erste Besorgungen für die Abfahrt machen.

Schließlich waren wir am 7. Februar 2017 abfahrbereit, nur Paru fehlte noch! Wie sich herausstellte musste der Mechaniker neben der Zahnriemenabdeckung auch noch die Antriebsriemen austauschen und zwei kleinere Öllecks versiegeln. Alles etwas teurer als gedacht, aber dafür an einem Arbeitstag erledigt. Wir konnten Paru dann endlich am 8. Februar abholen und losfahren. Wie toll! Wie schön! Endlich „on the road”, bereit Neuseelands Natur und Kultur zu erkunden! Der nette Mechaniker hat uns dann noch ein paar Tipps gegeben, wir konnten Olli noch bei der Post als neuen Besitzer registrieren und nichts wie los Richtung Südosten zur Coromandel Halbinsel.

On the Road

Man könnte jetzt denken, je weiter wir von Auckland weg waren, desto toller wurde es… Leider nein: erstmal hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem es in Auckland wunderschön sonnig und fast schon zu heiß war, jetzt grau, Hochnebel und Dauerregen auf dem Weg an die laut Locals so schöne Küste. Das Wetter wurde immer schlechter, an einen Ausflug oder eine Wanderung war nicht zu denken, also haben wir kurzerhand einen Campingplatz in Tapu, südlich von Coromandel Town angesteuert. Mit ein paar anderen gestrandeten Campern konnten wir uns unter den einzigen Baum des Platzes stellen und den Regen abwarten, beziehungsweise mit Sonnenuntergang (sprich: gegen 20.30 Uhr) schlafen gehen.

Glücklicherweise klarte es am nächsten Morgen auf und wir konnten mit einem tollen Blick aufs Meer aufwachen.

Leider wollte Paru hingegen so gar nicht aufwachen! Wir hatten dummer weise den Schlüssel über Nacht stecken lassen (um uns das umständliche Gefummel beim Zündschloss zu ersparen) und damit die komplette Batterie entleert… Anfängerfehler!

Netterweise haben uns unsere Camp-Nachbarn Starthilfe gegeben, was aber nur halb so gut funktionierte, denn Paru entpuppte sich als störrischer als gedacht. Der Schlüssel im Zündschloss ließ sich ums Verrecken nicht bewegen! Weder rausziehen noch weiter umdrehen oder anlassen klappte! Nix zu machen! Wir probierten es mit geballten Kräften (inkl. der Campingplatzbesitzer und Dauercamper mit angeblichem „Auto-Sachverstand“) – der Schlüssel saß bombenfest und wir damit auch. Auf dem Campingplatz in Tapu ca. 150 km entfernt von Auckland. Da sind wir ja echt weit gekommen 🙂 !

Also Krisensitzung: Was machen wir? Eine Werkstatt muss her. Die gab es natürlich in dem Kaff nicht. Nächste Werkstatt 21 km entfernt. Zum Glück hilft mal wieder google und das Smartphone. Wir also Werkstatt angerufen, Problem geschildert und von Mechaniker (Paul) an einen mobilen Schlüsseldienst (Wayne) weitergeleitet worden. Der hat unser Problem sofort verstanden (wir dagegen seinen Slang nicht so gut 🙂 ) und hatte sich für den Spätnachmittag angekündigt. Damit war unser Tag also geplant: Abhängen am Campingplatz und auf Wayne warten. War gar nicht so schlecht einfach mal NIX zu machen, außer vielleicht mal die Position beim Lesen zu wechseln, oder den Neuankömmlingen am Platz zuzusehen. Manchmal mussten wir uns gegenseitig gut zureden, dass alles wieder gut wird und wir keinen Fehler mit dem Autokauf gemacht haben.

Und dann kam er endlich! Unser Retter Wayne „The mobile Locksmith“ aus Thames.
Ein ziemlich wortkarger Mann mit Cowboyhut und Wanderstiefeln. Er steigt aus seinem Van aus und in unseren ein, baut das gesamte Schloss mit den Worten „das wurde hier schon mal aufgemacht“ aus und verzieht sich wieder zu seinem Wagen. Fragt nach den Autoschlüsseln, werkelt wieder irgendwas, baut das ganze Ding wieder wortlos ein… und fertig! Das Zündschloss lässt sich einwandfrei betätigen. Wir freuen uns wie Schneekönige, Wayne ist ziemlich unbeeindruckt. Sagt uns, dass es sich um ein bekanntes Problem bei diesen Automodellen handelt, stellt seine Rechnung aus und gibt uns noch Starthilfe (die Batterie war ja immer noch leer) und weg ist er.

Mit der Schloss-Aktion hatten wir zwar einen Tag verloren, aber nun auch endlich ein wirklich funktionierendes Zündschloss und nette Bekanntschaften auf dem Campingplatz. Zudem hätten wir ohne den ungeplanten Tag in Tapu eine wunderbare Begegnung verpasst: Pünktlich zum Sonnenuntergang, wir eh schon überglücklich, dass alles geklappt hat mit der Reparatur, schwimmen doch tatsächlich 3-4 Orkas in ca. 50 Meter Entfernung von der Küste vorbei. Ein wahnsinns Bild, die großen Rückenflossen und die Schnauzen aus dem Wasser ragen zu sehen und die dunklen Riesen gemütlich und ungestört vorbeigleiten zu sehen!

Orka im Meer

Campen in Fletcher Bay

Am nächsten Tag ging es dann weiter in den Norden der Halbinsel, nach Fletcher Bay. Wo wir auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz auch unsere erste Wanderung gemacht haben: den Coromandel Coastwalk 20 km die Küste auf und ab. Paru wurde gleich mal schonungslos auf Schotterpisten geschickt und hat uns nicht enttäuscht. Seitdem leistet er seine Dienste ohne Murren und Knurren und wird immer mehr zu unserem fahrbaren Wohn-Schlaf-Esszimmer.

…und es geht weiter

Aktuell sind wir noch in Rotorua, einem geothermalen Gebiet auf der Nordinsel und wollen die nächsten Tage weiter Richtung Süden bis nach Wellington, um mit der Fähre auf die ersehnte Südinsel überzusetzen. Dort hoffen wir auch auf besseres Wetter, denn aktuell ist es meistens bedeckt und grau.

Zugegeben, wir hatten mit Paru einige Startschwierigkeiten und zweifelten schon daran, ob wir nicht einen klassischen Reinfall mit dem Wagen produziert haben, aber mittlerweile ist Paru uns ans Herz gewachsen und wir freuen uns darauf nun zu dritt Neuseeland zu erkunden.

Geschrieben von:

Unheilbar vom Reisevirus befallen. Seit 2006 habe ich sehr viel meiner freien Zeit während des Studiums damit verbracht, die Welt zu bereisen. Nach über 5 Jahren arbeiten in der digitalen Branche, geht's endlich wieder los in ein neues Reiseabenteuer und eine Auszeit vom Job.